Eine bewegte Ortsgeschichte
Im Jahre 1994 feierte unser Ort sein 650-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses Ereignisses brachten die Arbeitsgruppe "Heimatgeschichte Putzkau" und die Gemeinde Putzkau ein Buch heraus, welches die geschichtliche Entwicklung des Ortes und vieles mehr sehr ausführlich darlegt. Dieses Buch dient hier auch als Quelle.
Gemeindeverwaltung Schmölln-Putzkau
Schulweg 1
01877 Schmölln-Putzkau OT Schmölln
Tel.: 03594-7711-0
Einige Bemerkungen sollen die Neugier auf den Ort am Rande des Valtenberges an dieser Stelle schon wecken.
1. Die Besiedelung
2. Die erste Erwähnung
3. Die Entwicklung des Ortsnamens
4. Geschichte und Weiterentwicklung Putzkaus in Zahlen (von Sylvia Schlenkrich)
Das Gebiet um Putzkau lag abseits der Hauptsiedlungsgebiete der Jäger, Sammler und Fischer. Um 600 drangen aus Osten kommend slawische Stämme, hier die Milzener, in das Gebiet um Bautzen ein. Sie bauten kleine Häuser in Blockbauweise und lebten im Familienverband vom Ackerbau, der Vieh- und Waldbienenzucht sowie vom Fischfang. Hier hat auch der Begriff der Waldhufendörfer seinen Ursprung. Um 1200 erreichten Franken aus Westen bzw. Südwesten das Gebiet der Oberlausitz. Jeweils eine Gruppe deutscher Bauern erhielt ein Stück Land zur Nutzung. Ein "LOCATOR", meist ein Adliger, hatte die Oberaufsicht über das den Sorben entrissene Land. Durch die schnelle Besiedelung wurde es notwendig, die Grenzziehung in diesem Gebiet festzulegen. Dazu wurde im Jahre 1241 auf dem Königstein die Oberlausitzer Grenzurkunde unterzeichnet.
Die erste Erwähnung Putzkaus |
[top] |
Die Namensgebung lehnte sich vor allem an Flurnamen oder Tätigkeiten von Personengruppen an. Außerdem war es möglich, dass Orte nach den Familiennamen ihrer Oberhäupter betitelt wurden.
Im Falle von Putzkau geht man auf letzteres zurück. Im Jahre 1344, was auch als Gründungsdatum von Putzkau zu verstehen ist, wurde erstmals während eines Gerichtsverfahrens der Name Cyprian Puczkow erwähnt. 1366 wird ein weiterer Name, Johannes Paczkow- seines Zeichens Ratsherr von Bautzen, im ältesten Bautzener Stadtbuch erwähnt.
Namensentwicklung |
[top] |
344 | Cyprian Puczkow | Stadtbuch Görlitz |
1366 | Johannes Paczkow | Stadtbuch Bautzen |
1379 | Poczkow | Domstiftsarchiv Bautzen |
1386 | Puczkow | Staatsarchiv Dresden |
1396/97 | Paczkow | Böhm. Reg. |
1411 | verschiedene Ausf. | Domstiftsarchiv Meißen |
1428 | zcur Paczkaw | Staatsarchiv Dresden |
1443 | aus Peczk, die Paczker | Gerichtsbuch Bautzen |
1469 | zur Putzko | Stadtbuch Bautzen |
1510 | zcum Potzke | Domstiftsarchiv Bautzen |
1567 | Potzkaw | Staatsarchiv Dresden |
1582 | tzur Putzche | Staatsarchiv Dresden |
1664 | Putzkau | Staatsarchiv Bautzen |
1791 | Nieder-Putzkau, Ober-Putzkau | Ortsverzeichnis |
Geschichte und Weiterentwicklung Putzkaus in Zahlen |
[top] |
um 1000 | vermutliche Erstbesetzung der Putzkauer Fluren |
1344 | Ersterwähnung Putzkaus im Görlitzer Stadtbuch in Form eines Personennamens bei einem Gerichtsprozess |
1379 | Die Brüder Haugwitz wurden die ersten Besitzer des Rittergutes |
1386 | Ersterwähnung der Kirche als "Marienkirche" |
1411 | Bestätigung des Lehensbesitzes "Nedir poczkow" durch den Bischof von Meißen an Otto von Haugwitz |
1416/17 | große Kälte - viele Menschen erfroren - "große Theuerung" (Preissteigerung) setzte ein |
1432 | große Überschwemmungen |
1454 | Errichtung des Neuhofs (ehemalige Brauerei; heute Kindergarten) |
1473 | Hitzewelle (Getreide verdorrte auf dem Halm; Hunger, Pest und Tod waren die Folge) |
1550 | Einführung der Reformation in Putzkau |
1637 | Österreicher verwüsteten Putzkau, beraubten die Kirche und steckten die Schule in Brand (Zeit des 30jährigen Krieges 1618-48) |
1653 | Neuvermessung des Landes und Setzen von Grenzsäulen |
1659 | Erlaubnis vom Kurfürsten zur Durchführung von zwei Jahr- und Viehmärkten; und Beginn der "Hundemesse" |
1719/20 | Anfertigung des Flurbuches von Putzkau durch den Mathematiker und Feldmesser Zöllner |
1724-1728 | Putzkau gehört dem Grafen Jakob Heinrich von Flemming (sächsischer Kabinettsminister und Generalfeldmarschall) |
1728 | Beisetzung des Grafen von Flemming in der Gruft der Putzkauer Kirche (er starb in Wien am 30. April 1728 und wurde bei Nacht und Nebel heimlich über die Grenzen nach Sachsen in einem großen Schrankkoffer auf sein Gut nach Putzkau gebracht) |
1751 | kauft Andreas von Riaucour (katholischer Freiherr, Geheimer Rat und sächsischer Gesandter) das Gut Putzkau (1794 wird aus Riaucour durch Heirat der Doppelname Schall-Riaucour, denen Putzkau bis zur Enteignung 1945 gehörte) |
1813 | Durchmarsch napoleonischer Truppen |
1841 | "Ablösung der in das Rittergut Putzkau zuleistenden Frondienste und der zu entrichtenden Naturalzinsen" gegen Entschädigung (Bauern mussten Geld zahlen oder Land abgeben) |
1876-78 | Bau des Viadukts mit vorwiegend italienischen Bauarbeitern |
1879 | Eröffnung der Bahnlinie von Bischofswerda nach Niederneukirch Eröffnung des Putzkauer Bahnhofsgebäudes |
1881 | Gründung der Postagentur |
1903 | Bau der Niederdorfschule - heute Landgasthof |
1913 | Neubau der Oberdorfschule - heute Grundschule |
1925 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehren in Nieder- und Oberputzkau |
1936 | Vereinigung der Feuerwehren |
1945 | Bodenreform |
1951 | Entstehung des Kindergartens im Herrenhaus des Rittergutes |
1953-59 | Bildung von LPG´s |
1960 | Kindergrippe im Rittergut |
1970 | Kinderkrippe zieht um zum Brauereiplatz - heute Arztpraxis |
1985 | Umzug des Kindergartens zum Brauereiplatz |
1990-93 | Bau der Trinkwasserleitung |
1990 | Beginn der Partnerschaft Putzkau - St. Peter (Schwarzwald) |
1994 | Zusammenschluss der Gemeinden Putzkau, Schmölln, Tröbigau zu Schmölln-Putzkau |
Datum der letzten Bearbeitung : 18.05.05
Copyright by Michael Jäger